John Martin Littlejohn (1866-1947)
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Hier gibt es einen noch ausführlicheren Artikel über Littlejohns Leben und Werk
Ein glänzender Intellekt
John Martin Littlejohn wurde am 15.02.1866 in Glasgow als Pfarrerssohn geboren. John Martin war ein kränklicher aber hochintelligenter und wissbegieriger junger Mann. Trotz bitterster Armut war das Elternhaus vom geisteswissenschaftlichem Studium erfüllt, und so begann seine sprachwissenschaftliche Ausbildung bereits mit 16 Jahren an der Akademie Colraine in Nordirland. Nach dem Studium der Theologie an der Glasgow University ging er 1886 als Pfarrer nach Nordirland, um schon bald darauf wieder nach Glasgow zurückzukehren. Dort erwarb er mehrere Abschlüsse und Auszeichnungen in Jura, Theologie, Medizin, Philosophie und Soziologie und hielt 1886/87 seine ersten Vorlesungen.
Das raue Klima und seine Konstitution hatten ihn zu einem introvertiert barschen, aber brillanten und vielseitig gebildeten Analytiker geformt. Zu diesem Zeitpunkt begann er an ernsten Blutungen im Hals zu leiden die ihn zum Klimawechsel zwangen. Eine große Universitätskarriere fand damit sein ihr jähes Ende.
Amerika
1892 siedelte er mit seinen Brüdern James und William nach Amerika über und setzte seine Studien an der Columbia University in New York fort. Aufgrund seiner hervorragenden Leistungen übernahm er schon bald die Leitung des Amity College in College Springs, Iowa. Seine Beschwerden besserten sich allerdings nicht und so kam es 1895 in Kirksville zur schicksalhaften Begegnung mit A.T. Still. Bereits eine Behandlungen führte zur deutlichen Linderung. Da Still dringend qualifizierte Lehrer an seiner 1892 gegründeten American School of Osteopathy benötigte, bot er Littlejohn einen Posten als Physiologielehrer an. Tief beeindruckt von Stills Naturkonzept der Osteopathie willigte er ein, begann 1897 seine Arbeit, schrieb sich ein Jahr später als Student ein und wurde noch im selben Jahr Schuldekan.
Innerhalb der Fakultät gab es jedoch schon bald einen tiefen Konflikt: Stills Anhängern galt der anatomische Zugang zur Osteopathie als heilig. Littlejohn und seinen Brüdern schien dies zu einfach; sie betrachteten die komplexere Physiologie als Kern der Osteopathie. Aber es ging auch um einen zeitlosen Konflikt: Akademisch gebildete Ärzte standen praxisorientierten Osteopathen gegenüber. Als er schließlich als Dekan abgesetzt wurde kam es zum endgültigen Bruch mit der ASO.
Mit seinen Brüdern, die ihn seit Glasgow begleitet hatten, ging er nach Chicago und gründete dort 1900 das Chicago College of Osteopathy. Der Unterricht wurde in den theoretischen Fächern erweitert und die Physiologie als Kernfach etabliert. Trotz der ablehnenden Haltung der konservativ geprägten American Osteopathic Association florierte die Schule. Sie entwickelte sich zu einer der wichtigsten wissenschaftlichen Quelle der frühen Osteopathie. Man vermutet, dass der inzwischen verheiratete Littlejohn mit seinem feinen Gespür für politische Entwicklungen die verheerenden Folgen des bereits bei A.T. Still erwähnten Flexner-Reports für die Unabhängigkeit der Osteopathie in den USA voraussah und daher möglicherweise einen Neuanfang in England vorzog.
England
1913 zog die inzwischen achtköpfige Familie Littlejohn nach Bagger Hall nahe London und John Martin begann noch während der Kriegsjahre mit ‚Krankenhausarbeit’ und ‚Unterweisungen’. 1917 gründete er mit der British School of Osteopathy in London und mit dem Journal of Osteopathy legte er endgültig das osteopathische Fundament Europas. Aber auch in England hatte er sich schon bald den Angriffen der British Osteopathic Association (BOA) und der British Medical Association (BMA) zu erwehren. Ähnlich den Folgen des Flexner-Reports führte eine Kampagne der BMA 1935 zum Paliamentary Bill. Der Osteopathie wurde die Anerkennung verweigert. Der Zweite Weltkrieg tat sein übriges und die BSO schrumpfte schon bald auf eine kleine Klinik zusammen. Schließlich verstarb der neben Still wohl eine der historisch bedeutendsten Persönlichkeiten der Osteopathiegeschichte 1947 in Bagger Hall. Begründete Still Still als erster die Philosophie der Osteopathie, so ist John Martin Littlejohn unbestritten ihr erster großer Wissenschaftler. Er erweiterte das physiologische Konzept und legte damit einen bedeutenden Grundstein für ihren späteren Siegeszug in Amerika. Die europäische Osteopathie ihrerseits wäre in der heutigen Form ohne ihn undenkbar.Veröffentlichungen bei JOLANDOS
Das-grosse-Littlejohn-Kompendium
Osteopathische Diagnostik und Therapie (Orig. ca. 1905)
Psychophysiologie (Orig. 1899)
Osteopathie – eine biologische Wissenschaft (Orig. ca. 1900)